Freitag, 10. Januar 2020

Die sechste Etappe: Stressfrei in ländlicher Idylle


Das ist nun eher ein privates Tagebuch und weniger als Empfehlung für touristische Aktivitäten geeignet. Aber einige Besonderheiten der Sunshine Coast werden doch erwähnt.


Mittwoch 1. Jan 2020

Neujahr! Um 11:00 bringt uns der gebuchte Shuttle zum Flughafen, wo wir den Mietwagen aufpicken – diesmal hoffentlich mit weniger als 322.000 km. In der Tat: per Upgrade (war gerade nix anderes da) bekommen wir ein Riesen-SUV. Das Gerät ist ohne Trittleiter kaum zu besteigen.


Wir haben nach lärmendem Abschiedsabendessen und Genuss zweier Feuerwerke (!) jetzt auf totale Ruhe umgeschaltet: auf dem Land bei J., ein allerliebstes Häuschen mit eigenem Seerosenteich. Nachts quaken die Frösche, nehme ich an, und werde der Gattin nichts von ihrem Besuch verraten (obwohl sie es registrieren wird und ich es verpenne, spätesten nach einem Gläschen Jacobs Creek Shiraz).

Wir werden gleich noch den Ort erkunden (Mooloolah Valley). Eine hochgefährliche Stadt, denn wenn man nicht rechtzeitig den Fuß vom Gas nimmt, ist man auf der anderen Seite wieder hinausgeschossen. Immerhin ein riesiger IGA-Supermarkt, ein Bottle Shop und 3 Restaurants: Thai, allerlei Take Away und ein Inder. Und ein Gleisanschluss mit Bahnhof. Wir gehen zum Inder – ein Erlebnis! Danach im süßen Häuschen noch Mangocreme mit Sahne. Yum, yum

Donnerstag 2. Jan 2020

Jetzt sind wir also in der Country Side bei unserer Freundin J. und lassen die Seele baumeln. Angeregt durch plätschernde Brunnen. Allerdings warten wir noch auf eine Erklärung befreundeter Psychologen, was genau das ist, was da baumelt.
Eine erste Erkundungsfahrt durch Hinterland und Küste (Mooloolaba, Coolum Beach, Noosa) zeigt uns, was sich in den letzten 30 Jahren (soooo lange ist unser letzter Besuch her! Genauer, wie inzwischen durch alte Postkarten belegt: 1992) getan hat: eine Menge. Andenkenläden, Häuser auf Wassergrundstücken, Miami-artige Strände.

Freitag 3. Jan 2020

Am dritten Tag ist die Gastfreundschaft von J. noch lange nicht erschöpft, aber die Gäste werden langsam zu occupantes, den gefürchteten Hausbesetzern. Die Hausherrin schläft inzwischen in ihrem Camper. Der nächste Schritt: Wir werden sie rausklagen. Aber darüber denken wir noch nach, denn sie fährt uns mit ihrem Auto zu den schönen Orten (unser SUV steht in ihrer Garage, passt aber nicht ganz rein): die Sunshine Coast mit Mooloolaba, Caloundra und dem hinterland. Dort ein Café mit grandiosem Blick.

Selbstgemachte Lammrippchen, Purée aus weißen und roten Kartoffeln, Spargel, Mangomousse, Shiraz, "GiTo" … das Ganze bei Kerzenschein am Gartentisch. Was kann es Schöneres geben?!

Samstag 4. Jan 2020

J. versucht verzweifelt, die Kontrolle über ihr Haus zu behalten – vergeblich. Der morgendliche Rhythmus wird schon von professionellen Langschläfern bestimmt. Trotzdem schaffen wir es, zum Markt nach Eumundi („Jumandi“) zu kommen. Riesiger Andrang, sehr viele Buden, sehr exotisches Angebot. Must see!
 

In überaus reich sortierten Organic-Läden eingekauft. Dann das erste Mal an den Strand. Toller Puderzucker-Sand, starke Rückströmung und gefährlich hohe Brecher, die Unmengen an Kindern heranspülen, mit denen eine Kollision fast unvermeidlich ist. Aber man badet halt an den Stellen, wo die Leute baden und die Life Guards sind – aus gutem Grund. Trotz bedecktem Himmel wird die Haut von den UV-Strahlen leicht angekohlt.

Das Neueste zur Besetzerszene: Die Waschmaschine haben wir inzwischen auch eingenommen – bei der konstanten Hitze (31°C +) schwitzt man ja stark.

Sonntag 5. Jan 2020

Am Sonntag ruhte der Herr. Wir auch. Nichtstun auf hohem Niveau. Nachmittags eine Fahrt durchs hinterland: grün, hügelig, zum Teil dust roads, sehr schön anzusehen.

Abends („Abends“ um 17:00) zum Japaner Teppanyaki Style.
 
Na, das war ja wohl nix! Japan ist weit entfernt, ein Philippino machte mäßige Späße auf der Teppanplatte und produzierte mäßiges Essen. Ist halt so am australischen Ballermann, zu dem die Sunshine Coast inzwischen geworden ist.

In der Besetzerszene bleibt es ruhig, die Fronten sind geklärt.

Montag 6. Jan 2020

Bade- und In-die-Läden-gucken-Tag in Mooloolabah. Nach ca. 1 ½ Std. unter völlig bewölktem Himmel "nur" ein leichter Sonnenbrand. Auf dem Rückweg ein kurzer Stopp in einem Einkaufszentrum in der Größe von einem Quadratkilometer. Alle Straßen in der inzwischen touristisch hochgerüsteten Gegend sind sauber, gepflegt und in bestem Zustand, nur vom Roundaboutismus befallen. Daisy, die Navi-Stimme, kündigt jeden Kreisel drei Mal an und sagt, den wievielten Eggsit man nehmen muss. Den Rest des Tages verbringen wir auf der Bank am Teich des eroberten Grundstücks.


Die Besetzer zeigen sich großzügig und spendieren ein Eis (6 AU% eine Kugel). 

Dienstag 7. Jan 2020

Vormittags slow going, nachmittags nach Noosa Heads gerast (110 km/h auf der Autobahn!). Bei Betty's lecker gegessen. Zurück durch wunderschön hügelige grüne Landschaft über Mapleton Falls und Montville. Allerdings meldet die Webseite:As a result of prolonged dry weather, Picnic, Skene and Pencil Creeks have stopped flowing. There are no active waterfalls for viewing, and due to lack of inflow, swimming in Kondalilla Rock Pools is not recommended.Das ist ein überzeugender Grund, nicht die 1,2 km zum Wasserfall zu wandern. Denn dort fällt nichts mehr.


Die Besitzerin ist geflüchtet. Wir trinken ihren teuren japanischen Gin leer. Sonst keine besonderen Vorkommnisse.

Mittwoch 8. Jan 2020

Abbaden (ist wie Absegeln) an der Dicky Beach (nomen non est omen!). Im feuchten warmen Sand liegen, es riecht nach Meer, Muscheln und Seetang – man fühlt sich wie eine Pizza frutti del mare im Steinofen. Dann durch den trockenen Sand zum Auto sprinten, um Fußsohlen-Verbrennungen zu vermeiden. Noch ein Besuch im hinterland, wieder im malerischen Montville. Der Weg durch enge kurvige Rauf-und-runter-Straßen in flottem Tempo, denn um 5:00 p.m. werden dort die Bürgersteige hochgeklappt. An der Straße Warnschilder – wir vermuten: Schnecken kreuzen.
 
Die UNICEF-Regatta ist auch in der Nähe, Korea und Vietnam kämpfen um die Führung.

 


 
Erstaunlich, wie schnell die schöne Zeit vorbeiging – fast ereignislos und doch ein Erlebnis. Der Abreisetermin rettet das besetzte Anwesen: morgen DO 9.1.2020 23:25 ab Brisbane Airport nach Singapur.

 

 

 

Donnerstag 9. Jan 2020

Die Mietnomaden haben den Kühlschrank leergefressen, den Gin ausgetrunken und die Wäsche gewaschen. Die berühmte Zwei-Finger-Regel beim Einschenken des Gins hat schließlich Konsequenzen, wenn das Glas mehr als 10 cm Durchmesser hat. Jetzt ziehen sie weiter. Das SWAT-Team kann abrücken, die Renovierungstruppe rückt an und die Besitzerin bricht in Tränen aus … der Erleichterung.

Die (angebliche) Besitzerin muss ihre Reinigungsarbeiten unterbrechen, um uns beim Frühstück zu bedienen. Es ist köstlich: Rührei auf Avocado-Toast, Joghurt mit Mango, Papaya und Blaubeeren, Kamelmilch und -frischkäse. 

Die Heuschrecken sind auf dem Weg zum Flughafen: Wir rollen mit Tempomat und Navi gemütlich zum Flughafen und sind viel zu früh da – wie peinlich! Der Monster-SUV wird um 70 kg Gepäck erleichtert (davon 50 kg seit dem Schiff nicht mehr berührt). Bei der Ausreise wird der Pass automatisch ausgelesen und mit dem Gesichtsscan (ohne Mütze und Brille) verglichen.

Das war wirklich eine wunderschöne Zeit und eine tolle Erfahrung: 

das Wiedersehen with a real and true friend with a BIG heart.

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1 Kommentar:

  1. lieber jürgen, liebe marita - die erzählungen halten uns das land vor augen, wie wir es auch erlebt haben. diese herrlichen märkte mit den originellen und günstigen artsy gegenständen. aber in diesem leben werden wir wohl nicht mehr hinfliegen. deshalb geniesen wir nun eure berichte. bis bald milica und hans

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