Freitag, 17. Januar 2020

Die siebte Etappe: Brisbane nach Singapur


Freitag 10. Jan 2020


Nach maschinellem Checkin am 09.01.2020 um 23:25 abgeflogen und heute um 05:30 angekommen („alte“ Zeit 07.30). Sitze waren unbequem, Essen verursachte Magendrücken – Singapore Airlines scheint seine besten Zeiten hinter sich zu haben. Vom Transfer-Fahrer (der erst herbeitelefoniert werden musste) erfahren wir, dass ein einfacher Golf ca. 150.00 SG$ (ca. 100.00 €) kostet incl. einer zehnjährigen Lizenz, ihn zu fahren. Danach muss er von der Straße verschwinden (verschrotten oder exportieren). Der Verkehr ist trotzdem heftig, und zum Teil gibt es mautpflichtige Straßen in der Innenstadt mit automatischer Nummernschilderkennung.

Wir bekommen eine schöne Unterkunft (Schlafzimmer/Bad, Wohnzimmer/Küche) im Treetops (Eco Luxury Serviced Apartments).



Erst noch mal 2 Stündchen geschlafen, dann die Umgebung erkundet: die Orchard Road, das schwarze Loch des Konsums („Asiens berühmteste Einkaufsmeile“), ist gleich um die Ecke.  Der ständige Klimawechsel (draußen ca. 33°C, bewölkt und saunaartig feucht – drinnen 20° kalter Klimaanlagenwind) ist schwer auszuhalten. Monströse Architektur. Einkaufszentren über -zig Etagen. Und Wahnsinnsgeschäfte, u. a. MUJI, die Manufactum-Analogie.  Muss man sich mal in Deutschland ansehen!  

Selbst der Chronist – sonst resistent (und renitent) gegen Konsumversuchungen – kauft sich etwas mit comfort conditioning technology. Die „Meile“ ist über 2 km lang und wir üben uns in „Zen oder die Kunst des Stadtplanfaltens“. Die Verständigung ist manchmal schwierig (ähnlich wie in Australien), denn die Asiaten haben ihre eigene Art, Englisch zu sprechen (das erinnert manchmal an Anke Engelke). 
Bei MUJI im Café gibt's erst einmal eine kleine chinesische Stärkung. Interessiert das jemanden? Nö. Aber ist ja auch ein privates Reisetagebuch!

Samstag 11. Jan 2020

Die Orchard Road lässt eine(n) ja nicht so schnell los, zumal sie noch einen Untergrund hat – auf der Ebene der Kreuzungsunterführungen und U-Bahn-Eingänge geht es weiter. Es gelingt aber, doch in Richtung Marina Bay zu entkommen mit dem wahnsinnigen Marina Bay Sands und dem muschelartigen ArtScience Museum.


Die Architektur ist zwar grandios, aber die Ausstellungen sind eher etwas für Kinder oder extreme Kunstästheten (seltsame Zielgruppe!). Man kann Fische zeichnen, die Ergebnisse scannen lassen, und das Ergebnis wird dann animiert auf die Wand projiziert.


Wir sind bei Saunatemperaturen einmal um die gesamte Marina Bay gewandert und waren danach groggy. Zwischendurch immer wieder in die Einkaufszentren, zum Teil über mehrere Stockwerke und unterirdisch. Oder in den Louis-Vuitton-Pavillon, voller irrer Angebote.

So wird die Welt in 20 Jahren sein, wenn die Erderwärmung ein wenig weiter fortgeschritten ist: Draußen nicht mehr auszuhalten, drinnen auf unter 20°C heruntergekühlte Fress- und Kauftempel. Die gesamte Halle um das MBS ist ein riesiges Einkaufs"paradies". Wer nicht mit einer neuen Tüte herausgeht, wird mit Kameras erfasst und bekommt Social-Scoring-Punkte abgezogen.
Erst gegen Abend verlegt sich das öffentliche Leben nach draußen, und man kann nicht flanieren, ohne irgendwo zwischen eine Linse und ihr Objekt zu geraten. Ich fotografiere Leute, die Leute fotografieren, die Leute fotografieren. Wir essen lecker beim Chinesen Kleingkeiten mit Dumplings



Sonntag 12. Jan 2020

Das Raffles muss natürlich von allen Seiten angeschaut werden. Es liegt mitten in der Stadt in der Beach Rd., denn hier war vor langer Zeit die Strandfront. Alles davor (und das ist eine Menge!) wurde seither aufgeschüttet. Enttäuschend: Im Shop mit Devotionalien gibt es teuren Espresso stillos aus Pappbechern! Dann bewegen wir uns wieder in Richtung Marina Bay Sands – in der inzwischen üblichen Springprozession zwischen Unterkühlung und Überhitzung. Im Shopping-Bereich geraten wir in den Shop und das Café von 1857 TWG. Die Auswahl scheint grenzenlos zu sein und der Preis variiert von niedrig bis unbezahlbar. Man könnte auch mit einem bekannten Werbeslogan sagen: „Gute Preise. Gute Besserung!“ Aber mit Stil und Geschmack!
 

Auf der Aussichtsplattform des Marina Bay Sands (die linke Spitze des Dachaufsatzes im Bild) muss man ja auch gewesen sein. Der Ticket-Kauf erfolgt am Automaten, aber man sieht nirgendwo so viel unterstützendes menschliches Personal wie an solchen Maschinen.
 

Ursprünglich wollten wir uns die Light Show um 20:00 ansehen, aber das ist ins Wasser gefallen: Es fing an zu gießen! Wir flüchten ins Lau Pa Sat, einen chinesischen Fresstempel aber „Ein architektonisches Juwel mit hohen Bögen, Dachüberhängen und schlanken viktorianischen Säulen mit aufwändiger Filigranarbeit – aus massivem Eisen gefertigt.“ Im Regen fahren wir Taxi. Sie sind preiswert hier und (in unserem Fall) problemlos zu bekommen. Incl. der wohl international üblichen Schlitzohr-Rate: falsch zurückgegeben, Umweg gefahren, falschen Tarif eingestellt (immerhin ¼ unserer Fahrten!).

Montag 13. Jan 2020

Eigentlich (eines meiner Lieblingswörter) wollten wir ja durch Gardens by the Bay  wandern mit seinen Super Trees, pflanzenbewachsenen Stahlgerüsten mit Höhen zwischen 25 und 50 Metern. Da es bei allem Wunsch, diese schöne Anlage noch einmal zu sehen, einfach zu heiß und drückend war, haben wir darauf verzichtet. 
Archivfoto

In der Stadt kaum Fahrräder (wenn, dann auf den Fußgängerbereichen), keine eScooter, kein Schmutz, keine Graffiti, keine Obdachlosen. Wir haben Hunger. Die Bestell-iPads sind am Tisch festgekettet. Natürlich ein Unding für professionelle Sonderwünscher: „Ich hätte statt der Kartoffeln gerne Reis. Die Bohnen bekommen mir nicht, haben Sie auch Brokkoli? Bitte alles ohne Knoblauch. Und mit Butter, keine Margarine.“ Also lassen wir uns zum Raffles bringen. Im Raffles-Komplex befindet sich das Burger&Lobster-Restaurant. Eine Versuchung (allerdings müssen wir zuerst die wummernde Musik leiser stellen lassen und den Schal aus der Tasche holen)! Lecker: ein Burger mit Lobster-Fleisch und Rösti, 1a zubereitet. Wir haben lange etwas davon, denn irgendein Trüffelöl war darin verborgen.


Danach zum Cappu in die Atlas-Bar, dem Singapur-“Geheimtipp“. Sie ist im Parkview Museum (toller 30er-Jahre-Bau) bei den Duo Towers (zwei moderne Bürotürme). Der (innen-)architektonische Wahnsinn, alles art deco. Und der Cappu mit Praliné mit Gläschen Wasser je 3,50 € – mit tollen Tassen, mit feinster Zuckerdose, mit weißen Kellerhandschuhen. Elegante Chinesinnen in Roten-Sohlen-Pumps (> 1000 US$) hielten ihre Tassen zierlich an die feinen Lippen. Man kann einen Cocktail Nude On A Terrace trinken (24 SG$) oder einen Vintage Martini Cocktail mit „Dekaden-Gin“ (z. b. 1910 für 250 SG$ – pro Glas). Wahrschein­lich kommt 007 persönlich zum Rühren. Ein absolutes Glanzlicht!

Im Marina Bay Sands muss man natürlich aufs Dach steigen.
 

Dienstag 14. Jan 2020


Wie gestaltet man den letzten Tag? Wir fahren mit dem Bus (2,20 p.P., muss man passend haben, sonst wird das zuviel gezahlte Geld zur ÖPNV-Spende) nach Sentosa. Sentosa ist ein Disneyland mit Bungy Jumping, Skyflying, Drahtseilbahn, Stränden, Kasino und was weiß ich. Angeblich kann man (mit Kindern) Tage dort verbringen.


Wir essen fürstlich (und teuer) in The Clifford Pier (das Rooftop Restaurant im OUE Tower ist uns entgangen, wie auch alle anderen heißen Dächer) und bummeln durch Chinatown, wo sich einst vergammelte Chinesenläden zu In Places verwandelt haben mit guter Küche aus aller Welt. Amoy Street und Gemmill Lane sind solche Beispiele.



Die Gattin ist fleißig beim Kofferpacken, obwohl ich (Ignorant!) mich frage, was es einzupacken gilt, wo wir doch nichts ausgepackt haben. Wir pendeln seit Tagen zwischen denselben 2 Sets und waschen im Apt. jeden Abend das durchgeschwitzte und zwischendurch zu Eis gefrorene Zeug durch.

Und das war der letzte Tag. Die Light Show haben wir trotzdem gesehen!





Das grüne und saubere Singapur stellt sich als Musterstadt dar – ob ein Blick hinter die Kulissen anderes zeigt, haben wir nicht herausgefunden.



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