Der Heimweg wird unterbrochen durch einen Stopover in den Vereinigten Arabischen Emiraten, genauer: in 2 von 7.
Mittwoch 15. Jan 2020
Abflug
12:25 mit Zwischenlandung in Bangkok, beim Emir angekommen um 20:30. Der Flughafen
Changi
in
Singapur ist ein weitläufiges Monster. Mit dem Taxi waren wir aus
der Innenstadt in 30 min. dort, für ca. 20 €. Wir checken in Dubai im Hotel
Rose Rayaan
im Finanzdistrikt (sehr zentral, mit Metro-Station vor der Tür) ein
und landen im 48. Stock mit nice
view.
Dubai
und Abu Dhabi
sind ja keine gewachsenen Städte, sondern Kunststädte, die an der
Stelle früherer Fischerdörfer auf den Sandboden gestellt wurden.
„Urbane Zentren“ sind die größte Mall, der größte Klotz, das
größte Stadtautobahnkreuz oder einfach gar nix.
Donnerstag 16. Jan 2020
Das
Leben ist ein ewiges Auf und Ab: (Achtung, Kalauer!) In Singapur
waren wir dem Ableben nahe, in Dubai leben wir auf. Es sind „nur“
21°C und es ist trocken – ein wohltuender Gegensatz zu der
erdrückenden feuchten Schwüle in Singapur.
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Bild aus dem Internet (weil man sie praktisch nicht aufs Foto bekommet) |
Wenn
die Orchard Rd. in Singapur das „schwarze Loch des Konsums“
war, dann ist die Dubai Mall ein supermassereiches schwarzes Loch, dem man überhaupt nicht entkommen kann (weder im übertragenen
Sinne noch wörtlich, denn man findet kaum einen Ausgang).
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Doch noch Niqabs erwischt |
Wir
besuchen natürlich den Burj Khalifa in der riesigen Dubai Mall.
Auf dem Ticket werden wir informiert, dass der hier verbaute Beton
mehr als 100.000 Elefanten wiegt. Hier wird eben geklotzt, nicht
gekleckert. Immerhin sind die Vereinigten Arabischen Emirate das Land
mit den weltweit zweithöchsten Pro-Kopf-Emissionen (28,2 Tonnen CO2
pro Person im Jahr 2007). Man
kann (muss) den Khalifa-Turm besteigen (mit dem Fahrstuhl in den 127. Stock), um den Blick von
oben zu genießen.
Von oben beobachten wir die Wasserspiele, später auch noch einmal auf der unteren Ebene. Danach flutet das in die Mall zurückströmende Publikum die Eingänge und spült den zum Ausgang strebenden Touri wieder zurück in die Geschäfte. Da muss der Chronist natürlich das 127ste Wolkenkratzer-Foto machen – aber er freut sich, dass er den Riesenturm endlich mal ganz aufs Bild bekommt.
Wenn
Singapur ein Shoppingparadies ist, dann ist Dubai der Shoppinghimmel.
1 Mio qm hat die Dubai Mall mit 1.200 Shops (mal rechnen: 15 min./shop = 300 h =
7,5 Arbeitswochen zur oberflächlichen Besichtigung). Natürlich hört man auch dort regelmäßig den Muezzin rufen.
NB. Die Stadt ist eine der
saubersten der Welt: Abfälle auf die Straße werfen kostet ca. 100 US$,
mit einem dreckigen Auto fahren 800 US$.
Freitag 17. Jan 2020
Eigentlich Feiertag, aber kaum zu
bemerken. Alle Geschäfte geöffnet. Wir planen einen Besuch des
weltberühmten Aquariums und schaffen es in den Irrgärten der Dubai
Mall, uns schließlich dorthin vorzuarbeiten. Das Ergebnis ist
enttäuschend, ein echtes Don't do!
Die vielen Besucher werden paketiert, zwischengespeichert, mit einem Kinderfilm eingestimmt und mit einem Glasbodenboot (Schwimmweste vorgeschrieben!) über das Aquarium geschippert. Dann wird man in eine Art Meeresmuseum (den Underwater Zoo) entlassen, in dem kleine Fische in kleinen Glaskästen schwimmen. Da sieht man von außen viel mehr, und daneben in der Cheesecake Factory (ja, richtig gelesen – und P. F. Chang gibt’s auch, mit eigenem „Allergie-Beauftragten“!) kann man einen Hamburger oder einen fetten Kuchen verzehren. Dann also lieber von außen angucken!
Wider
Erwarten ist es hier auch grün, Bäume und Parks. Alles künstlich
bewässert, 95% des Wassers kommt aus Meerwasser-Entsalzung. Dann schaut man sich halt Wolkenkratzer (hier in der Marina) oder Malls an.
Samstag 18. Jan 2020
Der letzte Tag in Dubai. Das wird jetzt
langsam eng: Nicht nur, dass wir die
1.200
Geschäfte der Dubai
Mall
noch nicht alle aufgesucht haben, wir haben auch die (lt.
Hotel-Stadtplan) 20 anderen Malls
noch nicht einmal von außen gesehen! Und dicke Kuchen gab's überall:
Statt
des teuren Hop-on-hop-off-Busses
(über 50 € p.P.), der sich durch den 6-spurigen dichten Verkehr
quält, fahren wir Metro
(Tagespass 5 € p.P., die sog. nol card).
Klimatisiert, fahrerlos, mit Türen an den Bahnsteigen und
kontaktlosem Lesen der Karten beim Ein- und
Aussteigen. Wie die das machen in einer Pappkarte
(aufladbar!) ohne erkennbarem Chip ist dem IT-Fachmann ein Rätsel.
So
geht’s zur Dubai Marina
(natürlich kann man auch die ortsübliche Kleidung dort kaufen), zum Palm Island
mit dem berühmten Atlantis-Hotel
und auf der Rückfahrt zum Hotel
den Gold and Diamond Park,
ein Gebäude ausschließlich mit Plink-Plink-Geschäften (Dubai
importiert 300 Tonnen Gold pro Jahr).*)
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Hotel Atlantis |
*)
Man kann sich alles incl. toller Fotos natürlich auch im Internet
ansehen und spart so Zeit, Geld und Mühe einer eigenen Reise (z. B. 20 min. Dubai Metro). Ist
uns zu spät eingefallen.
Sonntag 19. Jan 2020
Transfer nach Abu Dhabi, ca. 150
km. Das Hotel Royal Rose
ist der wahre Luxus-Schwulst-Traum, und abends schallt der Ruf des
Muezzin
durch die Doppelfenster.
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Blick aus dem Royal Rose auf die Stadt |
Die Gattin ist von der Stadt und
speziell den Shopping Malls enttäuscht und vergleicht es mit
Pjöngjang. Ja, es sieht so aus wie die hässliche kleine Schwester
von Dubai. Aber nach und nach (wir fahren mit dem auch hier extrem
preiswerten Taxi die Corniche
entlang) zeigt es sich doch von seiner besseren Seite. Auch hier kann
man wieder interessante Wolkenkratzer-Architektur studieren. In der
Marina dann ein Gebäude, das wir zuerst für das berühmte Emirates Palace Hotel hielten.
Es war aber das Fairmont Marina, auch keine schlechte Adresse.
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Hotel Fairmont |
Montag 20. Jan 2020
Gut geschlafen im Riesen-Protz-Bett –
bis uns morgens um 06:45 der Muezzin anbrüllt. Clever auch die Default-Regendusche: bevor man sie abstellen
kann, ist man nass. Das zuerst glorios aussehende Frühstück ist
etwas enttäuschend. Aber dann beginnt ein Superlativ-Tag mit einer
Taxifahrt (ÖVM ist zu vernachlässigen, und Abu D. ist eine Autostadt,
in der Fußgänger eher untergehen) zum World Trade Center. Eher
langweilig, leer und offensichtlich mit einer höheren
Einheimischen-Dichte.
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Umgebung des WTC |
Also gleich weiter zum Emirates Palace Hotel. Ein stadiongroßer Klotz aus
edelsten Materialien, meist bräunlicher Marmor und Granit. Leider
open to the public,
die hier meist nicht hingehören und auch so aussehen. Wir entwickeln
spontan eine Chinesophobie. Dort ein kleines Törtchen zum Tee bzw.
Espresso im legendären The Café,
allerdings ohne den vergoldeten Cappuccino.
Dann beschließen wir, das ebenfalls berühmte Le Vendome
am Abend zu besuchen – ein Buffett-Restaurant der Oberklasse.
Leider von Chinesen gestürmt, aber trotzdem Spitze.
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Emirates Palace |
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Nur ein Teil des Palastes![]() Dienstag 21. Jan 2020
Heute ist ein besonderer Tag, der
gefeiert werden muss.
Er begann am Strand an der Corniche mit einem Kaffee aus dem
Pappbecher, denn das angepeilte tolle Frühstückslokal war nicht zu
finden. Da der Magen noch knurrte, durchkämmten wir die Nation Towers
und fanden sogar einen organic Laden
mit vielen deutschen Produkten, Sauerkraut und Almighurt.
Daneben Mövenpick. Ob The Terrace On The Corniche für das
Festessen geeignet wäre?
Aber die Öffnungszeiten passen nicht.
Zum Abgewöhnen noch ein Törtchen in
The Café im Emirates
(die Chinesen sind schon da). Der Fußweg ermüdet, und wir
verstehen, warum hier (im Gegensatz zu Dubai) so viele eScooter
herumstehen. Die Corniche ist immerhin über 9 km lang.
Und dann zur Scheich-Zayid-Moschee, von der die Webseite
berichtet: „Dieses
architektonische Kunstwerk ist eine der größten Moscheen der Welt
und bietet Platz für 40.000 Gläubige. Sie verfügt über 82
Kuppeln, mehr als 1.000 Säulen, Kronleuchter mit 24-karätigem Gold
und den weltgrößten handgeknüpften Teppich. Die zentrale
Gebetshalle wird von einem der größten Kronleuchter der Welt
dominiert – mit einem Durchmesser von zehn Metern und einer Höhe
von 15 Metern wiegt er zwölf Tonnen.“
Sehr
beeindruckend! Mit schwächer werdendem Abendlicht verwandelt sich
der Eindruck durch die Beleuchtung und ihre Spiegelung in den
Wasserbecken, wie Foto Nr. 2119 zeigt.*) Natürlich findet man sie auch incl. Muezzin auf YouTube. So viel Moschee hatten wir selten!
*) Wer schaut sich das
jemals wieder an?!
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Da gelingen selbst einem
Laien-Knipser beeindruckende Fotos (Nr. 2089 – 2134). Selfies
allerdings gibt es keine. Denn inzwischen haben wir dieses Schild
entdeckt: Speed
Limit 25 Selfies per 1 hr.
Frauen
in zu lockerer Bekleidung und mit offenen Haaren (praktisch jede
westliche Touristin) mussten sich züchtig mit Leihklamotten
(Hidschab)
bedecken. Das wurde streng durch überall herumstehende Security
überwacht, wie jede Art von respektlosem oder unzüchtigem Benehmen
(Frauenhaare zu wenig bedeckt, sich beim Gruppenfoto umfassen, zu
nahe an Heiliges herantreten usw.).
Und
wer läuft uns dort in die Arme?! Es
war
Prof. Dr. Norman Ali Bassam Khalaf … (es folgen die Namen von 7
weiteren väterlichen Linien) – ein in Deutschland promovierter
„Zoologist,
Ecologist, Geologist and Tourist Guide“
und professioneller Spaßvogel. Wir kannten ihn von unserer Reise im
Februar 2019 nach Dubai. Da sage mal wer, es gäbe keine Zufälle!
Von dort mit der Taxe zum The Grill im Marriott. Der Fahrer bescheißt uns, fährt einmal um den
Flughafen herum und will auch noch bei laufender Uhr tanken.
Dreifacher Preis. Aber das Festessen ist super, und das Restaurant
gehört uns fast ganz alleine. Gelungener Feier-Tag!
Mittwoch 22. Jan 2020
Nach einem Frühstück im Leopold's Of London („LOL“) lassen wir uns zum Louvre fahren.
Der erste Anblick lässt einen an den Anstieg des Meeresspiegels
durch die Klimakatastrophe denken.
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Da muss noch ein Kalauer her: Fragt ein
Museums-besucher einen anderen: „Wissen Sie, wo die Laokoon-Gruppe
ist?“ „Tut mir leid, ich gehöre zu TUI!“
Die Architektur ist sehr interessant,
besonders der Gegensatz zwischen dem filigranen Dach und den
Gebäudewürfeln. Die Sammlung ist etwas zusammengestückelt, hat aber
ihren Reiz. Sie ist aber, wie man so schön sagt, „nicht
unumstritten“. Näheres kann/muss man nachlesen. Und damit war der
Tag auch schon irgendwie wieder zu Ende (das vergisst man immer bei
der Planung des Besuchs von Sehenswürdigkeiten: Man muss ja auch mal
essen zwischendurch und auch mal gemütlich irgendwo ein Käffchen
genießen und kann nicht immer nur die Touri-Highlights
abhaken. Was man sowieso nicht schafft, denn das Netz ist ja
inzwischen voll von Must-Sees.)
Donnerstag 23. Jan 2020
Und täglich ruft der Muezzin. Diesmal
passend um kurz vor 6 Uhr, denn heute schicken sie uns morgens früh in die Wüste.
Nach Al-Ain, der künstlich begrünten „Gartenstadt des Arabischen Golfs“.
Die Fahrt (eine gebuchte Tour) beginnt mit Verspätung, denn die
mitreisenden Touris müssen erst herbeigeschafft und das kaputte
Soundsystem repariert werden (damit man den euphorischen Kommentaren
in 6 Sprachen über Kopfhörer folgen kann) – über GPS gesteuert.
Es ist bewölkt und diesig. Auf der 3-spurigen Autobahn rechts und
links grün, dahinter Sand. Angeblich soll es in den VAE über 100
Mio. neu gepflanzte Bäume geben. In Al-Ain sehen wir allerlei
uninteressante Forts, Museen, Bewässerungsanlagen, heiße Quellchen
usw., nur der Kamelmarkt ist wirklich sehenswert.
Auf der Corniche sausen die Emiratis mit wehenden Gewändern auf eScootern entlang – Fußgänger (mit denen sie zusammenstoßen könnten) gibt es ja kaum. Die 2x3-spurige Rennbahn trennt die Wolkenkratzer vom Strand.
Freitag 24. Jan 2020
Der letzte spitze Schrei aus dem
Badezimmer, denn man kann die riesige Regendusche erst abstellen,
wenn man schon drunter steht. Dann Packen, auschecken und noch einmal im Protz-Hotel frühstücken. Den
Tag verbummeln, um 20:00 der Transfer zurück zum Flughafen Dubai, wo
wir die halbe Nacht verbringen, denn unser Flug geht erst um 02:15 am
Samstagmorgen. Wer hat a) das bloß ausgesucht und b) dem
zugestimmt?!?
Leider
ist heute Freitag (= „Sonntag“) und (fast) alles ist zu. Wir
fahren in die YAS Mall, 30 km für 15€, noch
ein Shopping Center.
Letzte Begegnungen mit Vermummten. Ein (zugegeben, etwas stilloses) Abschiedsessen im P. F. Chang. Sie haben einen
Allergie-Beauftragten, der darauf achtet, dass keiner vor Ort
kollabiert. Der „Beduine“ (ein Emirati der Tracht nach) am
Nebentisch isst die berühmten Dynamite Shrimps
mit Stäbchen. Ein seltsamer Anblick!
Der
Transportservice bringt uns pünktlich zum Flughafen Dubai. Dort
laufen schon die ersten Crews mit Schutzmasken gegen den Corona-Virus
herum.
Wir fliegen um 02:15 los und sind dann um 06:25 in Zürich. Um 15:15
geht es weiter, und um 17:05 sind wir in PMI. Geschafft! Im doppelten
Sinn des Wortes.
Samstag 25. Jan 2020
Das
Haus wurde liebevoll beaufsichtigt und alles ist in Ordnung (bis auf
Kleinigkeiten, siehe Bild). Nun sind wir wieder da und packen aus.
Wie schon erwähnt: vieles unbenutzt. Und wir haben nichts unterwegs
verloren, nicht einmal meine Mallorca-Golf-Mütze, obwohl ich mir in
Zürich Mühe gegeben und sie im Flieger liegen gelassen habe. Ich
spiele kein Golf, aber sie hat mir in den vornehmen Hotels und
Restaurants Respekt verschafft: Aha, einer von uns! Im
Gegensatz zu den manchmal sehr bäurisch aussehenden chinesischen
Touristen, die eigentlich nur geduldet wurden, weil sie ihr Geld da
gelassen haben.
In
einem kleinen Häuschen an einer einspurigen Straße in der Country
Side finden wir schließlich, was wir die ganze Zeit gesucht
haben: Ruhe, Beschaulichkeit, wenig Leute, erstklassiges und gesundes
Essen und einen legendären Cappu. Home sweet home. Im Alltag
regelt die eingespielte Routine das Zusammenleben – auf Reisen muss
alles täglich neu abgestimmt und verhandelt werden. Fazit: Unterwegs
angenehm und ohne Stress zu leben ist nicht einfach. Zuhause geht’s.
Daraus basteln wir uns gleich eine Lebensweisheit:
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