„Kenn'wa
schon!“, war die erste Reaktion auf den Vorschlag, sich noch einmal
Kapstadt anzusehen und nicht gleich auf das Schiff zu steigen. Dann
überwog das Verlangen, Erinnerungen aufzufrischen und noch ein paar
von den tollen Hemden nachzukaufen, die inzwischen verschlissen sind.
Dienstag 12. Nov 2019
Pünktliche Landung um 10:55 und problemlose Ankunft im Hotel „The Fairways on the Bay“ direkt unterm Tafelberg (siehe „Abreise“) – obwohl der gebuchte Abholer (meet & greet) nicht erschien. Aber Flughafen-Bedienstete nahmen sich der Gestrandeten freundlich und hilfsbereit an. Wetter sonnig und stürmisch (8 Bft. „große Bäume werden bewegt, beim Gehen erhebliche Behinderung“).Da wird die Queen (Länge knapp 300 m, Höhe über Wasser ca. 20 m) mit ihren ca. 6000 qm „Segelfläche“ bei Seitenwind ganz schöne Schwierigkeiten beim Anlegen haben!
Erst mal sind wir Scholle: nicht so gut geschlafen (sooo doll ist die Premium Economy auch nicht!), Stress beim Abholen (s. o.), nix gegessen, Fahrt hierher schwierig (Fahrersitz auf der falschen Seite, Kupplung aber auf der richtigen, Blinkerhebel wieder auf der falschen). Zimmer musste reklamiert werden, aber jetzt haben wir ein schönes Upgrade mit Blick auf die Bay. Dann wandern wir ziellos in Camps Bay herum, um uns vom Pack- und Reisestress zu erholen. Der Ort hat sich (im Vergleich zu 1996, unserem letzten Besuch) zum In-Place gemausert. Ein Café neben dem anderen, alle mit Blick auf die Bay, in der glattgeschliffene Granitfelsen wie Buckelwale im Wasser schwimmen.

Mittwoch 13. Nov 2019
Das Hotel hat gar keinen Frühstücksraum, aber es gibt das Frühstück mit Voucher im angrenzenden Café.Dann mit dem Hop-on-hop-off-Bus die Hauptattraktionen von Kapstadt und Umgebung „abgehakt“.
Viel ist es nicht – (zumindest nach
dem ersten Eindruck) außer dem Tafelberg (Seilbahn außer Betrieb
wg. Wind) und der Riesen-Waterfront ein wenig Innenstadt, aber alles
ziemlich zugebaut. Die früher eher leere Strandstraße zwischen
Kapstadt und Camps Bay ist ebenfalls lückenlos mit sauteuren Häusern
und Appartementhäusern zugepflastert. Sieht aus wie Beverly Hills.
Dann abends noch einmal durch die Waterfront gebummelt. Neben den
üblichen Kettenläden viele individuelle Geschäfte zum Shoppen und
Futtern.
Dann das Highlight für den Segler: unicef Clipper round the world race
mit meist Laien-Teilnehmern … gerade von Südamerika eingetroffen.
Von hier segeln sie nach Perth – Interessierte können ihre Route verfolgen. Man(n) konnte ein Boot besichtigen – ein Erlebnis.
Gegen Abend mit einem fast blinden Taxifahrer mit ca. 30 km/h zurück ins
Hotel (denn der HoHo fährt nicht zurück) – genug für den ersten Tag. Die Sorgen über die riesigen dreipoligen Stecker in Südafrika sind übrigens unbegründet: Das Hotel hat EU-normgerechte Zwischenstecker. Geld wechseln kann man auch in den großen Malls (z. B. Waterfront).Donnerstag 14. Nov 2019
Der zweite HoHo-Tag mit der Blue Line ein Mal um die Stadt – die
Weingut-Bustour haben wir uns verkniffen (machen wir alleine), aber
ein Häppchen im La Parada
am Constantia Nek hat super geschmeckt (wer es nicht gemerkt
hat: ein Spanier mit Tapas *grins*). Dann noch mal mit eigenem Auto
(Ford Mini-SUV, sehr komfortabel) zu unserem „Stammplatz“, der
sich schon herauskristallisiert, der weitläufigen V&A Waterfront („where the city meets the sea“).
Nach ein wenig shoppen genießen wir Exciting, fusion-style
Japanese food im Willoughby & Co.
Taub aber glücklich ein letztes Schlückchen Vriesenhof 2017
(Grenache/Shiraz7Mourvedre) auf dem Zimmer ...
Freitag 15. Nov 2019
Kaum verlangsamt man seine Fahrt in der Stadt, tauchen selbsternannte Parkeinweiser und -wächter auf – aus dem Nichts wie Cops in den USA. Mit ihren gelben Westen (beim Chinesen gekauft) machen sie einen „offiziellen“ Eindruck. Aus dem Nichts kam auch in Stellenbosch eine Meter Maid, kaum hatten wir einen scheinbar einwandfreien Parkplatz gefunden. Sie fotografierte unser Nummernschild, produzierte ein Ticket und steckte es uns wortlos unter den Scheibenwischer. Panik! Und so eine Dreistigkeit, sie hätte uns ja wenigstens warnen oder verjagen können! Gut, das wir vorsichtig-friedlich waren: Sie hat nur die Parkzeit notiert, und man rechnet dann bei ihr ab. Pffff!
Die romantischen, kapholländischen Weinkellereien haben wir nicht gefunden, nur neben den Weinbergen einige große Erdbeerfelder mit einem riesigen Farmers Market. Als Vorbereitung auf Surfers Paradise an der Gold Coast Australiens trafen wir hier auf Säufers Paradise: einen riesigen Weinladen voller edler Tropfen aus der Gegend zu Spottpreisen.
Auf der Rückfahrt Stau, Stau, Stau und entlang der Autobahn mehrere Kilometer townships, ein Euphemismus für Slums. Ärmlichste Hütten, wenn überhaupt – oft nur lose zusammengestellte Wellblechteile (soweit man das im Vorbeifahren sehen konnte). Immerhin Strommasten, frei hängende Drähte und Satellitenschüsseln. Dann bleiben wir wieder an der Waterfront hängen, wo wir im Eisladen und im Coffie Shop schon als Stammkunden begrüßt werden.
Samstag 16. Nov 2019
Nach kurzem Sprint durch die Dusche (2 min. Limit wg. Wasserknappheit, Baden in der vorhandenen Wanne ist verboten) hänge ich erst einmal die gesamte mitgeführte Elektronik (4 Geräte) an die Steckdose. Gut, dass die monströsen dreipoligen Stecker mit Adaptern für Europa versehen sind. In 60° Schräglage kämpfen wir uns gegen den noch stärker gewordenen Wind zum Frühstück ins Mynt Café. Nette Idee: Hotel mit Frühstück = Hotel mit Voucher für nebenan.
Zweiter Anlauf nach Franschhoek, denn wir waren offensichtlich in die falschen Ecken geraten. Ich wollte ja unbedingt mit der Winetram von einem Weingut zum anderen fahren. Aber die ist nur kurz, und die Hälfte ist ein Bus, der so tut, als wäre er eine Eisenbahn (wie die Dinger in Cala Ratjada). Außerdem waren wir zu spät dran. Die freundliche Ticketverkäuferin empfahl uns, direkt ein Weingut zu besuchen: La Motte (Achtung: To enter this site you must be over 18 years of age). Das war dann ein Erlebnis!
Da musste ich ein Fläschchen Shiraz mit 6 Medaillen kaufen (16,61€). Im nächsten Weingut wurde eine indische Hochzeit gefeiert – sehr bunte Bilder! (My wife is thirty and I am thirty two).
Und im Grande Provence haben wir uns verewigt:
Sonntag 17. Nov 2019
Tataaa! Heute ist Hochzeitstag (der wievielte, das unterliegt dem Datenschutz). Südafrika ist ja das Land der Diamanten – mal sehen, was sich da machen lässt.

Lekkkker Essen ist auch ein Problem: Riesige Auswahl, aber zu
„unserer“ Essenszeit ist der Lunch schon vorbei und für das
Dinner zu früh. Und am Sonntag sind viele geschlossen. Und
angesichts des riesigen Angebotes ist eine Entscheidung unmöglich
(ich kann mich schon zwischen 3 Paar Socken nicht entscheiden)! Das Ereignis haben wir dann mit einer Fahrt
durch die Weingüter gefeiert, von den 47 Stk. aber nur 6 geschafft.
Da die Gattin nicht trinkt, musste ich fahren. Trockene
Angelegenheit!
Sonntag ist offenbar der Tag der Südafrikaner: Das Frühstückscafé war zum Bersten voll, die Straßen auch, und in den Weingütern sitzen sie an den Tischen, schwatzen und süffeln. Easy going ...
Montag 18. Nov 2019
Die Segler sind schon unterwegs! Die QE ist querab von Lüderitz (Namibia) auf ihren 9 Seetagen (boring!) von Teneriffa nach Kapstadt. Wir sind auf dem Weg nach Simons Town in ein Fischrestaurant.
Aber der Reihe nach: Wir hätten uns geärgert, wenn wir das verpasst hätten. Das, was
wir gerne machen: Statt im Internet nach den „10 besten X in Y“
zu suchen und stundenlang die Highlights zu priorisieren, sind wir
einfach mal losgefahren. Nach Süden, entlang der Küste. Als Erstes
stießen wir auf Llandudno Beach,
(Wikipedia:
„There
are no street lights, shops or commercial activities, and the suburb
has some of the most expensive residential property in South
Africa.“). Riesenstrände mit Puderzucker-Sand, im Wasser die
Buckelwal-Granitfelsen. Im nächsten Ort, Noordhoek,
ein pompöses Einkaufszentrum (mehr als das übliche Pickn Pay).
Dann
gerieten wir auf eine kurvige Küstenstraße, Chapman's Peak Drive
(„One
of the world's most scenic drives“).
Wahnsinn! 
NB. Die Restaurants sind wait to be seated und für die (unterbezahlte) Bedienung sollte man mind. 10% Tip spendieren (kann auf den Kredit-kartenbeleg geschrieben werden). Übrigens, alle (wirklich alle) sind freundlich, gut gelaunt und für ein Späßken zu haben.
PS. Dem aufmerksamen Betrachter wird es nicht entgangen sein, dass im kleinen Bild vom 18. Nov 2019 noch 2 Schiffchen im Hafen liegen. Das ließ dem Chronisten keine Ruhe. Er musste noch einmal nachsehen – da war wohl bei der Übungsregatta ein kleines Unglück passiert!
Dienstag 19. Nov 2019

Das MOCAA (Museum of Contemporary Art Africa) wartet auch noch. Ein imposantes Gebäude, und innen eine interessante Ausstellung von William Kentridge. Sehr beeindruckend, vor allem die Video-Installation.
Die QE liegt schon im Hafen und spuckt Touristen aus, deren Anblick die Gattin schaudern lässt. Da flüchten wir zum Abschiedsessen ins Codfather (ein gelungenes Wortspiel) nach Camps Bay, zu in der Tat göttlichen Fischangeboten. Gerappelt voll, und man sucht sich sein Essen nach Gewicht an der Theke aus. Und möchte am liebsten noch hier bleiben! Die Hemden übrigens – um zur Einleitung zurückzukommen – gab's nicht mehr.