Dienstag, 19. November 2019

Die erste Etappe: Kapstadt und dort ein Wöchelchen

Kenn'wa schon!“, war die erste Reaktion auf den Vorschlag, sich noch einmal Kapstadt anzusehen und nicht gleich auf das Schiff zu steigen. Dann überwog das Verlangen, Erinnerungen aufzufrischen und noch ein paar von den tollen Hemden nachzukaufen, die inzwischen verschlissen sind.
 

Dienstag 12. Nov 2019

Pünktliche Landung um 10:55 und problemlose Ankunft im Hotel „The Fairways on the Bay“ direkt unterm Tafelberg (siehe „Abreise“) – obwohl der gebuchte Abholer (meet & greet) nicht erschien. Aber Flughafen-Bedienstete nahmen sich der Gestrandeten freundlich und hilfsbereit an. Wetter sonnig und stürmisch (8 Bft. „große Bäume werden bewegt, beim Gehen erhebliche Behinderung“). 
Da wird die Queen (Länge knapp 300 m, Höhe über Wasser ca. 20 m) mit ihren ca. 6000 qm „Segelfläche“ bei Seitenwind ganz schöne Schwierigkeiten beim Anlegen haben!

Erst mal sind wir Scholle: nicht so gut geschlafen (sooo doll ist die Premium Economy auch nicht!), Stress beim Abholen (s. o.), nix gegessen, Fahrt hierher schwierig (Fahrersitz auf der falschen Seite, Kupplung aber auf der richtigen, Blinkerhebel wieder auf der falschen). Zimmer musste reklamiert werden, aber jetzt haben wir ein schönes Upgrade mit Blick auf die Bay. Dann wandern wir ziellos in Camps Bay herum, um uns vom Pack- und Reisestress zu erholen. Der Ort hat sich (im Vergleich zu 1996, unserem letzten Besuch) zum In-Place gemausert. Ein Café neben dem anderen, alle mit Blick auf die Bay, in der glattgeschliffene Granitfelsen wie Buckelwale im Wasser schwimmen.

Ansonsten ezy going. Und Hussar Grill ausprobieren:  Fantastische Steaks aller Arten und Preisniveau ungefähr die Hälfte von Deutschland. Und nun Gute Nacht!






Mittwoch 13. Nov 2019

Das Hotel hat gar keinen Frühstücksraum, aber es gibt das Frühstück mit Voucher im angrenzenden Café.
Dann mit dem Hop-on-hop-off-Bus die Hauptattraktionen von Kapstadt und Umgebung „abgehakt“.

Viel ist es nicht – (zumindest nach dem ersten Eindruck) außer dem Tafelberg (Seilbahn außer Betrieb wg. Wind) und der Riesen-Waterfront ein wenig Innenstadt, aber alles ziemlich zugebaut. Die früher eher leere Strandstraße zwischen Kapstadt und Camps Bay ist ebenfalls lückenlos mit sauteuren Häusern und Appartementhäusern zugepflastert. Sieht aus wie Beverly Hills. Dann abends noch einmal durch die Waterfront gebummelt. Neben den üblichen Kettenläden viele individuelle Geschäfte zum Shoppen und Futtern.

Dann das Highlight für den Segler: unicef Clipper round the world race mit meist Laien-Teilnehmern … gerade von Südamerika eingetroffen. Von hier segeln sie nach Perth – Interessierte können ihre Route verfolgen. Man(n) konnte ein Boot besichtigen – ein Erlebnis.

Gegen Abend mit einem fast blinden Taxifahrer mit ca. 30 km/h zurück ins Hotel (denn der HoHo fährt nicht zurück) – genug für den ersten Tag. Die Sorgen über die riesigen dreipoligen Stecker in Südafrika sind übrigens unbegründet: Das Hotel hat EU-normgerechte Zwischenstecker. Geld wechseln kann man auch in den großen Malls (z. B. Waterfront).


Donnerstag 14. Nov 2019

Der zweite HoHo-Tag mit der Blue Line ein Mal um die Stadt – die Weingut-Bustour haben wir uns verkniffen (machen wir alleine), aber ein Häppchen im La Parada am Constantia Nek hat super geschmeckt (wer es nicht gemerkt hat: ein Spanier mit Tapas *grins*). Dann noch mal mit eigenem Auto (Ford Mini-SUV, sehr komfortabel) zu unserem „Stammplatz“, der sich schon herauskristallisiert, der weitläufigen V&A Waterfront („where the city meets the sea“). Nach ein wenig shoppen genießen wir Exciting, fusion-style Japanese food im Willoughby & Co. Taub aber glücklich ein letztes Schlückchen Vriesenhof 2017 (Grenache/Shiraz7Mourvedre) auf dem Zimmer ...

Freitag 15. Nov 2019

Heute stand die Weingegend um Stellenbosch auf dem Programm. Der Wind war wie abgeknipst, die Temperaturen 5 Grad höher als um den kalt-windigen Tafelberg. Wir fuhren über Franschhoek und erkannten es kaum wieder: US-amerikanische Vorstädte waren um den Ortskern herumgewachsen, gated communities, die eher Alcatraz ähnelten – Wächter, Elektrozäune, Kameras. Manche Boutiquen sind mit Eisentüren gesichert.

Kaum verlangsamt man seine Fahrt in der Stadt, tauchen selbsternannte Parkeinweiser und -wächter auf – aus dem Nichts wie Cops in den USA. Mit ihren gelben Westen (beim Chinesen gekauft) machen sie einen „offiziellen“ Eindruck. Aus dem Nichts kam auch in Stellenbosch eine Meter Maid, kaum hatten wir einen scheinbar einwandfreien Parkplatz gefunden. Sie fotografierte unser Nummernschild, produzierte ein Ticket und steckte es uns wortlos unter den Scheibenwischer. Panik! Und so eine Dreistigkeit, sie hätte uns ja wenigstens warnen oder verjagen können! Gut, das wir vorsichtig-friedlich waren: Sie hat nur die Parkzeit notiert, und man rechnet dann bei ihr ab. Pffff!
Die romantischen, kapholländischen Weinkellereien haben wir nicht gefunden, nur neben den Weinbergen einige große Erdbeerfelder mit einem riesigen Farmers Market. Als Vorbereitung auf Surfers Paradise an der Gold Coast Australiens trafen wir hier auf Säufers Paradise: einen riesigen Weinladen voller edler Tropfen aus der Gegend zu Spottpreisen.
Auf der Rückfahrt Stau, Stau, Stau und entlang der Autobahn mehrere Kilometer townships, ein Euphemismus für Slums. Ärmlichste Hütten, wenn überhaupt – oft nur lose zusammengestellte Wellblechteile (soweit man das im Vorbeifahren sehen konnte). Immerhin Strommasten, frei hängende Drähte und Satellitenschüsseln. Dann bleiben wir wieder an der Waterfront hängen, wo wir im Eisladen und im Coffie Shop schon als Stammkunden begrüßt werden. 

Samstag 16. Nov 2019

Nach kurzem Sprint durch die Dusche (2 min. Limit wg. Wasserknappheit, Baden in der vorhandenen Wanne ist verboten) hänge ich erst einmal die gesamte mitgeführte Elektronik (4 Geräte) an die Steckdose. Gut, dass die monströsen dreipoligen Stecker mit Adaptern für Europa versehen sind. In 60° Schräglage kämpfen wir uns gegen den noch stärker gewordenen Wind zum Frühstück ins Mynt Café. Nette Idee: Hotel mit Frühstück = Hotel mit Voucher für nebenan.
Zweiter Anlauf nach Franschhoek, denn wir waren offensichtlich in die falschen Ecken geraten. Ich wollte ja unbedingt mit der Winetram von einem Weingut zum anderen fahren. Aber die ist nur kurz, und die Hälfte ist ein Bus, der so tut, als wäre er eine Eisenbahn (wie die Dinger in Cala Ratjada). Außerdem waren wir zu spät dran. Die freundliche Ticketverkäuferin empfahl uns, direkt ein Weingut zu besuchen: La Motte (Achtung: To enter this site you must be over 18 years of age). Das war dann ein Erlebnis!
Da musste ich ein Fläschchen Shiraz mit 6 Medaillen kaufen (16,61€). Im nächsten Weingut wurde eine indische Hochzeit gefeiert – sehr bunte Bilder! (My wife is thirty and I am thirty two).
Und im Grande Provence haben wir uns verewigt:

Sonntag 17. Nov 2019

Tataaa! Heute ist Hochzeitstag (der wievielte, das unterliegt dem Datenschutz). Südafrika ist ja das Land der Diamanten – mal sehen, was sich da machen lässt. 

Lekkkker Essen ist auch ein Problem: Riesige Auswahl, aber zu „unserer“ Essenszeit ist der Lunch schon vorbei und für das Dinner zu früh. Und am Sonntag sind viele geschlossen. Und angesichts des riesigen Angebotes ist eine Entscheidung unmöglich (ich kann mich schon zwischen 3 Paar Socken nicht entscheiden)! Das Ereignis haben wir dann mit einer Fahrt durch die Weingüter gefeiert, von den 47 Stk. aber nur 6 geschafft. Da die Gattin nicht trinkt, musste ich fahren. Trockene Angelegenheit! 

Trotzdem haben wir die Weingüter genossen: Klein Constantia, Dornier, DelaireGraff, Boschendal (wo man auf mit der Nagelschere geschnittenem Golfrasen picknicken kann), Vrede & Lust und Holden Manz. Alle in die wunderschöne Landschaft eingebettet, die man getrost als "lieblich" bezeichnen kann.

Sonntag ist offenbar der Tag der Südafrikaner: Das Frühstückscafé war zum Bersten voll, die Straßen auch, und in den Weingütern sitzen sie an den Tischen, schwatzen und süffeln. Easy going ...

Montag 18. Nov 2019

Die Segler sind schon unterwegs! Die QE ist querab von Lüderitz (Namibia) auf ihren 9 Seetagen (boring!) von Teneriffa nach Kapstadt. Wir sind auf dem Weg nach Simons Town in ein Fischrestaurant
Aber der Reihe nach: Wir hätten uns geärgert, wenn wir das verpasst hätten. Das, was wir gerne machen: Statt im Internet nach den „10 besten X in Y“ zu suchen und stundenlang die Highlights zu priorisieren, sind wir einfach mal losgefahren. Nach Süden, entlang der Küste. Als Erstes stießen wir auf Llandudno Beach, (Wikipedia: „There are no street lights, shops or commercial activities, and the suburb has some of the most expensive residential property in South Africa.“). Riesenstrände mit Puderzucker-Sand, im Wasser die Buckelwal-Granitfelsen. Im nächsten Ort, Noordhoek, ein pompöses Einkaufszentrum (mehr als das übliche Pickn Pay).
Dann gerieten wir auf eine kurvige Küstenstraße, Chapman's Peak Drive („One of the world's most scenic drives“). Wahnsinn! 
In Simons Town einfach, preiswert und lecker Fish n chips im Lighthouse Café  gegessen, dann zurück (leider im traffic jam hängengeblieben). Noch kurz 3 Super-Eiskugeln, eine Miso-Suppe, ein Thunfisch-Tartar und ein Ingwer-Steak in der Waterfront, und dann ins Hotel. Das war ein schöner Tag!

NB. Die Restaurants sind wait to be seated und für die (unterbezahlte) Bedienung sollte man mind. 10% Tip spendieren (kann auf den Kredit-kartenbeleg geschrieben werden). Übrigens, alle (wirklich alle) sind freundlich, gut gelaunt und für ein Späßken zu haben.

PS. Dem aufmerksamen Betrachter wird es nicht entgangen sein, dass im kleinen Bild vom 18. Nov 2019 noch 2 Schiffchen im Hafen liegen. Das ließ dem Chronisten keine Ruhe. Er musste noch einmal nachsehen – da war wohl bei der Übungsregatta ein kleines Unglück passiert!


Dienstag 19. Nov 2019

Der letzte Tag!! :-( Jetzt hatten wir uns so langsam an den Rhythmus der Stadt angepasst und nun „müssen“ wir aufs Schiff. Vorher aber noch auf den (bisher verhüllten) Tafelberg – wir sind ja nicht zum Spaß hier! Also nichts wie hin, und dann die Überraschung: Wartezeit 1 ½ Std. Die Gattin hätte einen Rollstuhl mieten müssen und mich reinschieben, dann wären wir an der Schlange vorbei gekommen. Da waren wir doch auf der  Laberberg-Bahn besser dran. Also verzichten wir – der Tafelberg oben ist ja auch langweilig, weil flach wie Ostfriesland. Stattdessen fahren wir ins Belmond Mount Nelson Hotel, eine Oase mitten in der Stadt, um den Afternoon Tea zu genießen. Die Golfmütze aus Mallorca verschafft uns das notwendige standing.
 
Das MOCAA (Museum of Contemporary Art Africa) wartet auch noch. Ein imposantes Gebäude, und innen eine interessante Ausstellung von William Kentridge. Sehr beeindruckend, vor allem die Video-Installation. 


Die QE liegt schon im Hafen und spuckt Touristen aus, deren Anblick die Gattin schaudern lässt. Da flüchten wir zum Abschiedsessen ins Codfather (ein gelungenes Wortspiel) nach Camps Bay, zu in der Tat göttlichen Fischangeboten. Gerappelt voll, und man sucht sich sein Essen nach Gewicht an der Theke aus. Und möchte am liebsten noch hier bleiben! Die Hemden übrigens – um zur Einleitung zurückzukommen – gab's nicht mehr.




PS. Als Laien-Blogger gelingt mir das Design nicht immer professsionell -- ich bitte um Nachsicht! Aber das ist ja eigentlch auch nur ein Blog für uns, damit wir die schönen Momente nicht vergessen.


Sonntag, 10. November 2019

Die Abreise


Dazu mussten wir natürlich bei unserem Berlinbesuch vorher noch ein wenig einkaufen. Wir kamen mit Kabinengepäck an und haben für den Rückflug Koffer dazugebucht. Klaus Störtebeker (1360–1401) wäre auf eine solche Beute stolz gewesen.
Und noch mehr papierloser Papierkrieg – nicht nur, dass man sich um von der DIN-Norm abweichende Stecker kümmern muss, man muss sich auch noch die rezeptpflichtigen Medikamente bescheinigen lassen und online in den VAE deklarieren. Das alleine frisst schon Stunden.
Flugplan wie folgt:
LH 1153 LUFTHANSA Mo. 11. November 2019
18:05 Uhr PALMA MALLORCA ES (PMI)
20:30 Uhr FRANKFURT INTL (FRA) TERMINAL 1
22:10 Uhr FRANKFURT INTL (FRA) TERMINAL 1
10:55 Uhr KAPSTADT ZA INTL (CPT) 12. November 2019
Beförderungsklasse: PREMIUM ECONOMY (R) Sitzplätze: 12H / 12K
Man könnte natürlich auch den R4 nehmen, um nach Kapstadt zu fahren. Die 12.000 km lassen sich in 170 Std. schaffen.

Wir haben uns dann doch für den Flug entschieden. Und hoffen, es ist keine Boeing 737 Max. Da werden wir die bessere Holzklasse mal testen! In Kapstadt Transfer mit Limousine zur Mietwagenstation in der Stadt, von dort zum Hotel „The Fairways on the Bay“ in Camps Bay. Dann ist schon ein Tisch gebucht (lückenlose Planung!) im The Hussar Grill, einer Veganer-Hölle mit einem 600g-T-Bone für 12,78 €. Die Gattin: „Warum fahren wir da überhaupt weg?!“
So langsam steigt das Reisefieber. Noch schnell den HoHo-Bus in Kapstadt gebucht. Schock: Als eine der Zahlungsmethoden wird 支付宝 angeboten!  Hoffentlich wimmelt es nicht von Chinesen, die überall Selfies machen!

Die letzten 2 Tage: packen. Das Wohnzimmer sieht aus wie die städtische Kleidersammlung. Die Gattin hängt ein langes Kleid an die Kofferwaage und freut sich: „Chic mit 30 Gramm!“ Das darf ich garnicht auf einen 20-kg-Koffer hochrechnen ...

Es regnet und ist kalt, und das treibt uns in die Sommer-Winterreise.

Die Gattin musste Peinliches am Flughafen ertragen: Wir waren nicht nur zu früh, sondern hatten auch noch zu wenig Gepäck (40 statt 46 kg).